Samstag, 18. Juni 2011

Standhaft

Eine Szenerie wie im Kitschfilm: Wir saßen dort eines Abends an der Waldlichtung am Standrand bei trockenem Rotwein und heiteren Gesprächen. Über uns der riesige, dunkler werdende Himmel, und vor uns die Glühwürmchen. Wenn sonst nichts ist, sollte man das Gespräch nie komplett aus der Hand geben. Aber gut gesetzte Pausen und das Tönen der Stille stilisieren die Szenerie gleich noch ein Stück höher.

Ihre Standhaftigkeit ist beeindruckend. Hatte ich Frau Freitag beim letzten Mal nicht viel leichter rumgekriegt?

Auf dem Weg zurück in die Zivilisation wird es kurz stockfinster auf dem Waldweg. Ich bleibe stehen, ziehe sie an mich ran. Keine explizite Zuwendung, aber auch keine Abneigung zeigt sie. Wie sie ihre Zunge und ihre Lippen führt, hat außerordentliche Qualität.

Nach 15 Sekunden wird sie sich ihres schwachen Moments bewusst und bewegt sich von mir weg. Wenn sie gewieft ist, wartet sie darauf, dass ich die Hoffnung auf sie fast aufgebe.

Ich liebe dieses Spiel!

Sonntag, 5. Juni 2011

Ab wann ist Beziehung?

"ich weiß nicht mehr wirklich wer du bist
Plus die Erinnerung verklärt die Sicht
Und alles kehrt zurück während sie spricht. Shit"


Im Winter erlebte ich einige zermürbende Wochen mit Frau Freitag. Als ich dem Pusteblümchen verriet, dass ich mich wieder mal bei ihr melden möchte, fragte sie gleich zurück, ob ich denn noch im Kopf hätte, warum es damals mit ihr in die Binsen gegangen sei. Und klar wusste ich das! Sie hat mich öfters mal sitzen gelassen. Aber seitdem ist Zeit ins Land gegangen, ich wurde so oft sitzen gelassen, von so vielen Frauen. Ich bin inzwischen abgehärtet. Mit der Zeit verklärt sich die Sicht, und gerade bei mir.

Dann wies mich das Pusteblümchen darauf hin, dass eines der zentralen Probleme war, dass mich Frau Freitag in der Öffentlichkeit ignorierte und nicht gemeinsam mit mir gesehen werden wollte. Das hatte ich glatt vergessen...

Die Verklärung hat dennoch gesiegt. Es war ein sehr schönes Date im Park, zum Sonnenuntergang mit Prosecco, den ersten Knistermoment noch abgewehrt, bald meine Hände auf ihrer, gegen Ende dann doch meine Lippen auf den ihren. Dass sie eigentlich sehr gut küsst, muss ich auch irgendwie vergessen haben. Es war als hätte jemand einen guten Soulbeat unter die Szene gelegt, wir bewegten unsere Lippen, Zungen und Schneidezähne rhythmisch und harmonisch.

Den Sex sparten wir uns für gestern auf (ihre Idee, unser Plan). Bei aller Verklärung behielt ich aber meine Skepsis. Und ich sollte wieder Recht behalten. Denn aus der Ankündigung wurde nichts. Sie zeigte zumindest Ehrlichkeit: Sex außerhalb der Beziehung sei nicht so ihrs, und auch wenn sie das Gebot mit mir (angeblich nur mit mir) schon gebrochen hatte und Lust verspürte, moralisch könnte sie nicht.

Diese Verbohrtheit!

Ich fragte Sie, ab wann eine Beziehung beginnt. Die Antwort war indifferent und ausweichend. Und ich spüre den Missionar in mir, die Berufung, sie aus ihrem alten, rostigen Käfig der puritanischen Moral zu befreien und ihr die Perspektiven dieser weiten Welt aufzuzeigen.

Abends waren wir dann doch noch unterwegs auf einer Party. Ein paar tiefe Blicke, keine Küsse, getrennter Heimweg. Ich habe eine Mission.