Freitag, 13. Mai 2016

Zurück zum Tier in uns

Die Frage, ob der Mensch ein Wesen der Natur oder eines der Kultur ist, beschäftigt die Literatur schon seit ein paar hundert Jahren. Und zum philosophischen Charakter dieser Frage passt, dass sie wohl nie abschließend beantwortet werden kann. Im Film "Wild" stellt sich die Frage erneut, als Protagonistin Anja sich vom gesellschaftlichen Common Sense abwendet und durch die Zuneigung zu einem Wolf ihre innere Natur entdeckt.
Für Rezensionen zum Thema verweise ich lieber auf Spiegel Online oder die NZZ. Mir geht es um die Frage, ob es eine gute Idee ist, sein Sexualleben zu optimieren. Geneigte Leser, sicher werdet Ihr zustimmen, dass gesellschaftliche Normen überwunden und wir in unserer  Sexualität viel offener sein sollten. Nur ist es so: sexuelle Offenheit ist von der Option zum Erzählmuster der Debatte geworden. Ich wittere - wie auch in anderen gesellschaftlichen Fragen - eine Norm zur Außergewöhnlichkeit als neue erstrebenswerte Norm der Sexualität.

Ich schließe mich da nicht aus. In meinem Blog geht es seit Jahren um die äußerliche Beschreibung von Sex. Ist auch schön greifbar und plakativ. Beim Sextalk mit Freunden steht das auch im Vordergrund, das innerliche Erleben, die gegenseitige Anziehungskraft, die differenzierte Beschreibung sinnlicher Erfahrung ist mir da zu selten präsent. Phrasen wie "Mit lief ein Schauer über den Rücken" oder Ich habe seinen Geruch genossen" oder "zwischen unseren Blicken blitzte es" habe ich schon länger nicht mehr gehört oder gelesen.

Ich glaube, ohne Magic Wand, ohne Swingen, ohne Gynstuhl würden wir Sex viel stärker sinnlich erleben. Ein animalisher, weniger technischer Sex, Lust ohne Leistungsdruck, sondern als Ausdruck der Empfindung, das ist ein althergebrachter Narrativ, den man wieder mal fördern könnte.

Ich werde versuchen, daran mitzuwirken.

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