Samstag, 31. Oktober 2015

Sexgott

Geneigte Leser, ich bin ein großer Freund des Traums. Traumgeschichten glätten Wirrungen. sie wiedersprechen nicht, sie relativieren nicht. Träume meiden den Makel und erzeugen so Fantastereien. Die Wirklichkeit hat hingegen immer einen Haken. Wenn man ihn denn finden will. Und in der folgenden Erzählung fällt das schwer.

Ich kann an dieser Stelle nur wiedergeben, was mir Senorita Pusteblume in den letzten Wochen am Telefon vorgeschwärmt hat. Sie hat - nach erster Betrachtung - den perfekten Liehaber gefunden. Er ist ein großer Kerl, aus der Jugend seines Lebens schon raus, aber noch nicht im Altwerden verharrt. Er ist nicht makellos und wahrscheinlich macht ihn das so attraktiv. Er ist wahnsinnig klug, hat ein Unternehmen, das fast von selbst läuft und doziert nebenbei an der Uni. Er ruht in sich selbst und gewinnt daraus ein begehrenswertes Lachen. Er kennt seine Gelüste und lebt sie gezielt aus, indem er entweder den Tag verbummelt oder durch die Welt reist, auf der Suche nach puristischen, sinnlichen Erfahrungen. In den Gesprächen öffnet er ihr seine tiefe Welt und lässt das Pusteblümchen in jener Tiefe verschwinden.

Zu dieser Tiefe gehört der Raum hinter dem Abgrund, den er sexuell offenbart. Nach anfänglicher Neugier explodierten ihre Erwartungen, als sie das erste Mal seine Wohnung betrat. Im Schlafzimmer entdeckte sie einen mit rotem Leder bezogen Gynstuhl in der Ecke. An der gegenüberliegenden Wand hingen Gerten, Paddel, etc.Und ihre Erwartungen werden von mal zu mal erfüllt. Er liebt den festen Griff und versetzt dem Pusteblümchen regelmäßig Erinnerungen an lüsterne Nächte in Form von blauen Flecken. Einmal fesselte er sie an Haken im Türrahmen fest und traktierte sie. Die Striemen auf ihrem Hintern, gezeichnet von einem Bambusrohr, blieben eine Woche zurück. Er erreichte auf den Punkt die Grenze, an der lüsterner Schmerz in bittere Qual umschlägt. Sie genoss es, sich in den Folgetagen hinzusetzen.

Und sie, die Unersättliche, die Männer in letzter Zeit vor allem als Enttäuschung erlebt hat, wird von ihm vollends gesättigt. Sein großer Schwanz ist von beeindruckender Härte und der Sex geht über Stunden. Das ist das Ergebnis von Technik und Training. Zwei schwere Metallringe, mit einer Schraube geschlossen, umspannen seinen Schwanz und seine Eier. Mit einer taoistischen Atemtechnik und mehrere Kilo schweren Gewichten hat er seinen Beckenboden in den letzten Jahren intensiv trainiert. Dadurch beherrscht er das Kunststück eines Orgasmus ohne Ejakulation. Er kommt, ohne in postkoitale Ermattung und Erschlaffung zu verfallen. So oft sie will. So oft sie kann. Einmal lehnte sie vor ihm auf der Tischplatte und spürte, wie es ihm kam. Das berauschte sie so sehr, dass auch sie kam. Das wiederum berauschte ihn zu seinem nächsten Höhepunkt. So ging es über mehrere Minuten hin und her. Eine Welle nach der nächsten durchströmte ihre Leiber.

Und wenn der Rausch vorbei ist, fängt er sie auf. Er kuschelt sie. Er spricht mit ihr. Er liebkost sie. Er schenkt ihr Geborgenheit. Ohne sie einzuengen. Und sie schmiegt sich an seine Freiheit.

Gläubige erkennen in Göttern widerspruchsfreie Idealwesen. Atheisten interpretieren sie als Fantasie, als einen harmonischen Traum. Ich als Heide frage mich, ob Fräulen Pusteblume nicht doch einen Traum schildert, wenn sie von ihm spricht.

1 Kommentar:

Bibi Blog hat gesagt…

Wunderbar geschrieben!!!