Sonntag, 31. März 2019

Tänzelnd

Diese Einladung hatte zweifellos etwas Taktisches: Ich fühlte mich einsam zu Hause, während das Kindermädchen die warme Sonne in Südeuropa ohne mich genoss. Mein Besuch spendete mir deshalb, ohne es zu wissen, auch Trost. Und ich erging mich in Gefühligkeit. Wir schmiegten uns aneinander wie die Tentakeln von Seeanemonen, die sich nebeneinander im Strom der Gezeiten hin -und herwiegen. Kleinste Berührungen an den sensiblen Stellen goutierte sie mit Seufzern, ließ ihre Hände ohne Abriss in Schwüngen über mich gleiten, durch mein Haar, den Hals hinunter über den Rücken, nach vorn über den Bauch, die Kehle hinauf über meine Lippen, in der Hoffnung, ich sauge ein bisschen daran. So tanzten wir umeinander und keiner traute sich, weiter zu gehen.

Ich dachte mir: sie wartet vielleicht auf meine Initiative. Und weiter tänzelnd fuhren meine Hände an dem Saum ihrer Kleidungsstücke entlang und legten die nackte Haut darunter frei. Ich mühte mich weiter um Eleganz in allen Bewegungen (beim Ausziehen der Socken ein hoffnungsloses Unterfangen). Bald umtanzten wir uns nackt, heizten uns mit Berührungen, Gesten, Küssen und Geräuschen immer weiter an. Ich wollte sie jetzt wiegend auf meinem Schoß sitzen haben, aber sie ging auf meinen schüchtern vorgetragenen Wunsch nicht ein. Und ich mich fragend, ob das nicht zu schnell ginge, nach dieser gefühlt endlosen Zeit des Teasings, machte, was ich an besten kann. Tauchte zwischen ihre Beine, hatte sie nach wenigen Sekunden beim ersten Höhepunkt. Sie blendete alles aus, schrie ihre Lust in den Raum hinein. Und küsste mich auf meinen mit Geilheit getränkten Mund.

Mein Hüftschwung mäanderte anschließend zwischen der Gier nach dem Orgasmusrausch und der Sorge, dass alles viel zu schnell zuende sein könnte. Meine Justierung ihrer Schenkel war Ausdruck der inneren Zerrissenheit zwischen eigener Luststeigerung (Knie maximal angewinkelt) und möglichst viel Entspannung für sie (weit geöffneter Schoß). Und so war ich, nachdem ich sie nach meinem Gusto gepackt und mich ergossen hatte, gleich wieder peinlich berührt, sie so egoistisch genommen zu haben. Ich kompensierte mit viel Zuneigung, sanften Streicheleien, einer warmen Decke, einem noch wärmeren Körper, an den geschmiegt die einschlief.

Und ich wusste, mit welchem Service ich ihre Gunst erwarb, aber nicht, ob meine Bedürfnisse auch für sie bereichernd sind. Die Schritte des Neuanfangs sind immer noch geprägt von mangelnder Trittsicherheit.

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